deutsehe Ordensstaat in Alt-Livland zusammen. Das vom lettischen Volk besiedelte Gebiet wurde unter andere Mächte aufgeteilt. Das Gebiet südlich der Daugava, die heutigen Provinzen Kurzeme und Zemgale, bildete bis zum Jahre 1795 das Herzogtum Kurland. Dieses Herzogtum erreichte im 17. Jahrhundert im Zeitalter des Merkantilismus eine hohe Blüte. Unter seinem Herzog Jakob entwickelte es eine Industrie, besaß eine Kriegs- und Handelsflotte und erwarb eigene überseeische Kolonien. Der östliche Teil von Vidzeme (damals Livland), das heutige Latgale, kam an Polen, weshalb die Letten dieser Provinz heute katholisch sind, während die übrigen Letten der protestantischen Kirche angehören. Die heutige Provinz Vidzeme wurde schwedisch und erlebte eine Zeit wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwungs.

Lettische Bauernsöhne kämpften unter Gustav Adolfs Fahnen in Deutschland für die Sache des Protestantismus.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kam Vidzeme durch den Nordischen Krieg an Rußland; dasselbe Schicksal ereilte dann am Ende des Jahrhunderts auch Kurzeme und Latgale. In demselben Jahrhundert verschärfte sich die Lage des lettischen Volkes überaus, da um jene Zeit die Leibeigenschaft ihre volle Ausgestaltung erfuhr. Aber das Bewußtsein der nationalen Eigenart blieb auch dann lebendig und flüchtete u. a. in den großen Schatz an Volksliedern, den das lettische Volk aus den Zeiten der Freiheit herübergerettet hatte und der im 19. Jahrhundert gesammelt wurde.

Die Ideen der Aufklärung und der gesamte Umschwung in den Wirtschaftsmethoden führte zu Anfang des 19. Jahrhunderts zur Aufhebung der Leibeigenschaft, der eine geraume Zeit später auch die Möglichkeit zum Landerwerb folgte. Der lettische Bauernstand begann wirtschaftlich und kulturell zu erstarken. Die nationale Bewegung, die im 19. Jahrhundert durch ganz Europa ging und u. a. zur Einigung Deutschlands und Italiens führte, weckte auch im lettischen Volk das nationale Bewußtsein. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts setzt das nationale Erwachen der Letten mit Macht ein. Aus der rechtlosen Masse der leibeigenen Bauern wird in kurzer Zeit ein selbstbewußtes, sozial gegliedertes Volk, das das 20. Jahrhundert in voller Bereitschaft antritt, die Leitung seiner Geschicke selbst in die Hand zu nehmen.

Die Burgruine von Koknese.

In den revolutionären Unruhen von 1905 flammt das erstarkte Selbstbewußtsein, zunächst sozial betont, auf, wird aber von der russischen Fremdherrschaft unterdrückt. Während des Weltkrieges setzen die lettischen Vertreter in der russischen Reichsduma die Bildung besonderer Lettischer Regimenter durch, die heldenmütig und unter schweren Verlusten die Front bei Riga verteidigen. Eine andere Keimzelle kommender staatlicher Selbständigkeit ist das Flüchtlingskomitee in St. Petersburg, das die Loslösung Lettlands von Rußland vorbereitet, die mit dem Zusammenbruch des Zarismus in den Bereich der Möglichkeit rückt. Am 18. November 1918, noch während der deutschen Okkupation des Landes, erfolgt die Proklamierung der unabhängigen Republik Lettland. Doch erst nach neuen schweren Kämpfen kann das Land vom Feind gesäubert werden. Am 26. Jan. 1921 wird Lettland von den Großmächten anerkannt, und am 22. Sept. desselben Jahres wird es in den Völkerbund aufgenommen. Nach einer Periode demokratischen Parlamentarismus besitzt das Land seit dem 15. Mai 1934 eine autoritäre Regierungsform unter der Führung seines Staats- und Minister-Präsidenten Dr. K. Ulmanis. Nach innen und außen geeint, steht Lettland heute als stabiler Staatsorganismus

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